Augenblicke-
Mit dem Fahrrad nach Asien
Teil 3- Iran
Wir schauen schon seit 2
Tagen von Armenien aus mit manchmal vom Wodka leicht alkoholisiertem
Blick auf die Grenze zum Iran. Nun stehen wir erwartungsvoll vor dem
etwas mürrischen Grenzbeamten und erhalten die Einreisestempel in
das uns nicht ganz unbekannte Land.
Wunderschöne, bizarre
Bergformationen in vielen Farben prägen die Landschaft am Aras. Der
Fluss bildet die Grenze der beiden Länder und später zu Nachitschewan,
einem Teil Aserbaidschans.
Eine hiesige Spezialität
ist Brot mit gekochten Kartoffeln und hartem Ei, wird an
Straßenständen verkauft und ist zu Veronika´s Freude vegetarisch.
Der Kartoffelhändler lernt deutsch und freut sich, mit uns bei einem
Tee üben zu können. Hier in der iranischen Provinz West-Aserbaidschan
leben Aseris, es wird türkisch mit einigen persischen Zwischentönen
gesprochen. Sie legen Wert darauf keine Perser zu sein.
Viele heißen uns in Tabriz-
unserer ersten Großstadt im Iran- willkommen und sprechen uns an.
Frauen sind dabei etwas zurückhaltender, aber kaum ist Andreas mal 50m weg
kommen sie auf Veronika zu und möchten plaudern und
Fotos in Kuschelpose machen.
Trotz der momentanen
Wirtschaftskrise erleben wir die Iraner als konsumfreudig, in den
Geschäften herrscht kein Mangel. Zu Armenien und Georgien ist das
ein krasser Wechsel, der Lebensstil hier scheint eher dem unsrigen zu
gleichen (Fast Food, industriell hergestellte Lebensmittel, während
in den Kaukasusländern auf natürliche Lebensmittel und lokale
Produkte Wert gelegt wurde).
Wegen der zunehmenden Kälte
steigen wir in den Bus nach Shiraz. 20 Stunden später und 1500 km
weiter sind wir im angenehm temperierten Süden. Wir sind gespannt
auf die Region bis zum Persischen Golf, die wir beide noch nicht
kennen.
Besonders schön in Shiraz
ist ein morgendlicher Besuch in der Nasir-al-molk Moschee mit ihren
bunten Glasfenstern. Wir besuchen den Shah-e Cheragh Schrein und die
Ruinen von Persepolis. Durch Zufall erfahren wir von einer
Zurkhane-Sportstätte. Der iranische Männer-Ausdauer-Kraftsport
findet mit Trommelbegleitung und Gesang in einem kleinen Steingewölbe
statt. Jung und alt trainieren gemeinsam.
Wir radeln die ca. 900 km
nach Bandar Abbas durch Gegenden, in die sich wohl nur wenige
Touristen verirren. Dabei kommen wir an mehreren Überbleibseln des
Sassanidenreichs vorbei, sehen große Steinreliefs am Straßenrand
und besuchen den riesigen 1800 Jahre alten Palast des Ardashir.
Immer
mehr Aufmerksamkeit erregen wir bei der Bevölkerung. Unsere
Ladekapazitäten an den Rädern und in den Mägen sind bald
überstrapaziert von den vielen Datteln, Rosinen und Granatäpfeln,
die wir geschenkt bekommen. Wir werden ständig zu den Familien nach
Hause eingeladen, machen einen Ausflug mit Picknick in die
wüstenartige Bergregion, backen mit unseren Gastgebern das lokale
Brot Falasi, das man mit Rührei füllen kann. Veronika darf die
lokale Tracht der Quashqai probieren, und die Nachtigallen im Käfig
singen vor Begeisterung. Die meisten sind Sunniten und sprechen die
lokale Sprache Atschumi. Die Gegend ist wohlhabend, viele Männer
arbeiten in Dubai als Geschäftsleute.
Ein paar Tage verbringen wir
auf den Inseln Hormuz und Queshm im persischen Golf, deren Erwähnung
bei vielen Iranern Urlaubsfeeling aufkommen lässt. Die Bewohner sind
meist geschäftstüchtige Araber, welche die zahlreichen Sehenswürdigkeiten
und den etwas lockereren Alltag gut zu vermarkten wissen.
Vortragsdauer: 80-90 Minuten
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